Wandern in der Heide

Der FDA-NRW und die Solinger Autorenrunde veranstalteten den 6. Literarischen Wandertag in der Ohligser Heide unter dem Motto „Wir sind alle keine Engel!“

von Kay Ganahl

11.10.2020, Beginn 15 Uhr am Engelsberger Hof in Solingen-Ohligs

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Wenn wir keine Engel sind, wer oder was sind wir denn? Dies wäre die Gegenfrage. Im Grund ist sie leicht zu beantworten, denn wir sind alle nur Menschen. Aber dies ist eben nur die einfachste mögliche Antwort. Die Düsseldorferin Elke Seifert, die Gastautorin vom Westdeutschen Autorenverband, meinte im Gespräch mit mir, jeder Mensch sei ein Engel. Ich schreibe das hier am Anfang, um zu verdeutlichen: Relevante Frage und einfachste mögliche Antwort? Auf keinen Fall!

Kay Ganahl, FDA und Mitglied der Solinger Autorenrunde, beim Willkommensgruß

Dass jeder Mensch ein Engel sei, ist natürlich höchst fragwürdig, und es bedarf ja – wer würde es bestreiten! – einer gewissen inneren Glaubensmacht, so dass ein Potenzial im Einzelnen erkannt werden kann, ihn wie einen Engel, „engelsgleich“ oder gar als Engel in allen erdenklichen Sphären schweben zu sehen. Oder sich das „verdeckt“ vorzustellen …

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Die an diesem Nachmittag in der Ohligser Heide wandernden AutorInnen, erfahren in Literatur und Leben, waren an diesem stets vom Regen „bedrohten“ Sonntagnachmittag zusammen mit einer großen Zahl von Gästen unterwegs, wo an Literaturpunkten jeder seine am Motto der Veranstaltung orientierten Gedanken, literarisch auf’s Papier geworfen oder in die Tastatur getippt, nach eigener Fasson darbieten konnte. Kreativ und entschlossen. Ganz im Hier und Jetzt.

Martina Hörle, Journalistin des Solingen Magazins und Mitglied der Solinger Autorenrunde

Und: Der Coronavirus, allüberall gegenwärtig und jedermann zu besonderen Rücksichts- und Vorsichtsmaßnahmen zwingend, sollte keinem dabei einen Strich durch die Rechnung machen. Die Pandemie bedroht mit ihren unsichtbaren Fängen alle und alles, doch den Geist des menschlichen Individuums kann sie auf keinen Fall bezwingen, im Gegenteil, er wird des Öfteren stark beflügelt.

Michael Völkel, der Musikus

Von diesem Geist beseelt ist auch der Herner Multiinstrumentalist Michael Völkel, der schon beim letztjährigen Literarischen Wandertag im Wuppertaler Vorwerk-Park mit seinen Stücken die AutorInnen und die Gäste gleichermaßen begeisterte! Er kam an diesem Nachmittag, mittelalterlich kostümiert und mit einem Karren voller skurriler Instrumente, als „Spielmann Michel“. Gleich zu Anfang, an einem Sitzplatz am Rande des Weges, gab er Lieder zum Besten und leitete den Reigen der verschiedensten literarischen Beiträge mit Musik ein, – später immer wieder für unterhaltsame musikalische Abstecher sorgend.

Annette Oppenlander, Autorin historischer Romane und Mitglied der Solinger Autorenrunde

Aus Krankheitsgründen fehlte die Autorenrundlerin Christiane Trunk. Und der Organisator der Wandertage Kay Ganahl, auch an diesem Tage literarisch wirkend, hielt eine kurze „Wandertag-Ansprache“ und stellte seinen neuen Roman „Die Lebensräume Nefis. Roman einer Jugendlichen“ vor, wonach Martina Hörle aus Solingen, weithin bekanntes Urgestein im Journalismus und in der Literatur Solingens, das Ihre zum Besten gab, eine Kurzgeschichte aus „Es geschah (n)irgendwo“. Es handelt sich um ein Buch, das im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll. Annette Oppenlander (Solingen) setzte die Lesungen auf dem nahen Hügel an den Bäumen mit einem Beitrag zum Thema Kinderlandverschickung fort. Sie ist Romanautorin und besonders im Genre Historienroman aktiv.

Andreas Erdmann von der Solinger Autorenrunde

Während der ersten Stunde der Wanderung blinzelte die Sonne öfter durch die Wolken hindurch, auch als der Solinger Journalist und Autor Andreas Erdmann im Gehölz vor einer kleinen Hütte mit Mundart-Texten aufwartete.

Die AutorInnen sind Mitglieder der Solinger Autorenrunde, aber auch des Fr. Dt. Autorenverbandes in Nordrhein-Westfalen. Wie jedes Jahr veranstalteten FDA-NRW und die Solinger Autorenrunde das Event „Literarischer Wandertag“.

Karla Butterfield von der Solinger Autorenrunde

Zu dieser Autorenrunde zählt ja auch K. J. Butterfield, die, auf dem langen Heidesteg an einem Tümpel mit dem Text „Frieda“ brillierend, eben auch und gerade die gerade grassierende Corona-Pandemie beleuchtete. Die Menschen sammelten sich frei um den Steg herum – und alles gab eine interessante Szenerie ab.

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Schließlich: „Auf geht’s!“ Den eher langen Weg bis zum „Drei Insel Teich“ und zu dem Pavillon, vor dem ein Literaturpunkt eingerichtet war, legten manche Mitwanderer nicht mehr ganz so zügig zurück. Und wegen des nun einsetzenden Nieselregens lichteten sich etwas die Reihen. Am Pavillon angekommen, erwog Kay Ganahl schon, die Wanderung etwas abzukürzen. Es war nämlich auch kühler geworden. Ein Wetterumschwung. Natürlich war an die Gesundheit der Mitwirkenden und Gäste zu denken.

Gastautorin Elke Seifert aus Düsseldorf

Zunächst trug er allerdings Dr. Manfred Luckas‘, des FDA-NRW Vorsitzenden Beitrag vor, der aus Krankheitsgründen abgesagt hatte, aber gebeten hatte, seinen satirischen Text „No angels nirgendwo“ vorzulesen. In diesem Text geht es um Kurioses und Bizarres mit sehr teuren Luxusautomobilen im Alltag, was zu einigen komischen Wendungen führt.

Beate Kunisch von der Solinger Autorenrunde

Kay Ganahl entschloss sich dann, schon hier am Pavillon die Lyrikerin Petra Lötschert (FDA NRW) zu bitten, ihre lyrischen Beiträge zu lesen, was sie auch mit Innigkeit tat. Elke Seifert vom Westdeutschen Autorenverband – mit der Geschichte über ein kleines Mädchen, welche das Leben verstehen will – war alsdann ganz begeistert bei der Sache. Martina Hörle las wieder, und zwar eine Geschichte über eine Wundertüte. Und Beate Kunisch von der Solinger Autorenrunde, welche mit einer Miniatur und mit einem „nicht abgeschickten Brief“ kam, las als Letzte. Sie hätte eigentlich vor dem „Heidebad“, einem bekannten Solinger Freibad mitten in der Ohligser Heide, lesen sollen. Übrigens: Kay Ganahl hätte eigentlich noch etwas aus seinem Roman „Die Lebensräume Nefis. Roman einer Jugendlichen“ vorgelesen. Jetzt natürlich nicht! Man war schon in Aufbruchstimmung … Es war Michael Völkel, der noch einmal Gelegenheit zum Darbieten seiner musikalischen Künste bekam und sie auch weidlich nutzte.

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Zum Abschluss wanderte die Gruppe auf der Route weiter, an der noch ein paar Literaturpunkte lagen, die wegen der mäßigen Witterung ausgelassen wurden.

Petra Lötschert, Gastautorin aus Düsseldorf

Trotz der einschränkenden Wetterverhältnisse und trotz Corona war der 6. Literarische Wandertag ein voller Erfolg. Denn es kam ja darauf an, dass alle Menschen, die dabei waren, mit einiger Zufriedenheit nach Hause gingen – mit positiven Eindrücken von dem, was Literatur bietet!

Fotos von Andreas Erdmann und Martina Hörle.

Weitere Beiträge zum literarischen Wandertag

Sowohl das Solinger Tageblatt als auch das Solingen Magazin berichteten über den literarischen Wandertag.

Solinger Tageblatt: Die Frage nach dem Sein des Menschen

Solingen Magazin: Literarische Wanderung durch die Ohligser Heide

Am 11. Oktober ist es soweit!

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Heidelandschaft Solingen

Der 6. literarische Wandertag naht. Damit ihr noch mehr Lust bekommt, uns zu begleiten, möchten wir euch noch ein paar Impressionen aus der Ohligser Heide zeigen. Kay Ganahl vom FDA, der die Tour für uns organisiert hat, hat sie für uns gemacht.

Ohligser Heide

Jetzt brauchen wir nur noch trockenes Wetter. Doch auch ein paar Tropfen werden uns nicht von dieser schönen Wanderung abhalten.

Lauschige Plätzchen gibt es überall in der Ohligser Heide

Hier ist noch mal die Verordnung zum Schutz vor Corona Neuinfizierungen. Wir freuen uns auf euch!