4. Literarischer Wandertag: „Literatur an der Grenze“

Read More
Gruppe von Erwachsenen in einem Park
Teilnehmer des literarischen Wandertags 2018

(Quelle: SolingenMagazin 09.07.2018)

Literarische Grenzüberschreitungen im Bärenloch

SOLINGEN (mh) – Nicht um Grenzen der Literatur, vielmehr um literarisch geschilderte Grenzüberschreitungen ging es beim „4. Literarischen Wandertag“, zu dem die Solinger Autorenrunde gemeinsam mit dem Freien Deutschen Autorenverband NRW (FDA) eingeladen hatte.

An neun ausgesuchten Lesestationen präsentierten die Autoren ihre Texte zum Thema „Literatur an der Grenze“. Dabei spannte sich der Bogen von alltäglichen Situationen über Kriegserinnerungen bis hin zur Fantasy-Literatur.

Neun Lesestationen im Bärenloch

Grenzen fordern heraus, überschritten zu werden. Welche Grenzen muss der Mensch wahren? Wo stößt das Denken an Grenzen? „Jeder, der spricht oder schreibt, setzt sich seine eigenen Grenzen“, so Organisator Kay Ganahl. Der Autor ist Mitglied der Solinger Autorenrunde und des FDA.

So machte sich eine 20-köpfige Gruppe auf den etwa dreistündigen Weg durch das Bärenloch. Christiane Trunk eröffnete den literarischen Reigen mit einer tagebuchähnlichen Schilderung eines Patienten in der Psychiatrie. Ständiger Wechsel zwischen Unternehmungsfreude und Depression. Ein nicht ganz leichter Stoff, doch ging es der Autorin vor allem darum, Vorurteile abzubauen.

Andreas Erdmann sorgte mit einer humorvollen Einleitung in Solinger Mundart für viel Gelächter und Applaus. Dann nahm er die Zuhörer mit nach Asien zu einer Bergbesteigung. Der unheimliche Weg führte durch den Rosenbaumwald und seine Geister. Deren Identität wurde später gelüftet und sorgte für Verblüffung.

Auf eindrucksvolle Weise beschrieb Annette Oppenlander in ihrem Werk „Der Bunker“ Kindheitserlebnisse im Brühler Bunker aus Sicht ihres Vaters.

Von Mystik bis Kriegskindheit

Auch bei Martina Hörle wurde es mystisch. Ein junger abenteuerlustiger Mann folgte einer Gestalt auf den Burgturm. Am nächsten Morgen fand man einen Toten. Danach gab die Autorin einen kurzen Überblick über die „Invasion an der Wupper“.

Marlies Strüwwe-Tewes schilderte in „Das Loch im Zaun“ ihre erste Berührung mit den Grenzen in Form eines Gartenzauns. „Heute sind die häufigsten Begrenzungen die Geschwindigkeitsbegrenzungen im Straßenverkehr“, schmunzelte die Autorin des FDA.

In „Happiness is a warm gun“ erzählte Beate Kunisch von einem jungen Macho, der mit Vorliebe nach kurzer Zeit seine oft parallel laufenden Amouren per WhatsApp beendete. Auch zu einer jungen Frau, die ihm mehr bedeutete, als er geglaubt hätte. Die Geschichte endete mit einem Suizid.

Gastautorin Martina Sprenger gab ein fast schon eklig-amüsantes Beispiel dafür, dass zu viel Reinlichkeit töten kann. Die Reaktion der Zuhörer war eine Kombination aus „Iiii“ und herzhaftem Lachen.

Liquide Collage begeisterte

Autor und Organisator Kay Ganahl hatte gleich zwei Auftritte. Für seinen Kollegen Manfred Luckas, Vorsitzender des FDA, der leider kurzfristig absagen musste, trug Ganahl eine liquide Collage in zwei Teilen vor. Der Rap „Mehr Wasser / Meerwasser“ war ein gelungener Mix aus literarischen Auszügen und bekannten Songtiteln. Da ging es um den Kapitän, der viel Wasser schlucken musste, um in seinem Element zu sein oder um Brecht, der von Moby Dick abschrieb, ohne mit der Wimper zu klimpern.

Mit Songs wie „Fields Of Gold“ oder „Venus“ begleitete die Musikerin Teneja mit Stimme und Gitarre die Literaten auf ihrer Tour durch die Grünanlagen und gewann gleich einen neuen Fan. Ein etwa dreijähriges Mädchen war ganz fasziniert und konnte sich kaum von der Sängerin trennen.

Literaturwanderung auch im nächsten Jahr

Die literarische Erkundung fand am Teich einen gelungenen Abschluss. In seinen eigenen Texten berichtete Ganahl von der nötigen Selbstdisziplin beim Schreiben und von einem Buch, das gelesen werden wollte. „Im kommenden Jahr wird es sicher einen „5. Literarischen Wandertag“ geben“, kündigte der Autor an. „Möglicherweise auch mal in einer anderen Stadt.“

 

SG 24h live2018 – Studiowelle 2

Am Samstag, 23. Juni, waren Kay Ganahl, Karla J. Butterfield und Martina Hörle bei der Studiowelle 2 zu Gast. Das ehrenamtliche Radio im Klinikum präsentierte sich bei Solingen 24 Stunden live und hatte dazu auch die Solinger Autorenrunde eingeladen.

Es war sehr interessant und hat einen Riesenspaß gemacht.

Hier ist ein Mitschnitt unserer Geschichten. Wer mag, kann gerne reinhören.

Monatsgeschichte für den Monat Juli 2018

Fang die Sau
(Pierre erzählt)

Mein Vater war der liebeswerteste und verständnisvollste Vater, den ich mir je wünschen konnte. Bis auf den Tag an dem Cochonette geboren wurde und Oma Lisa rote Wangen bekam. Da verwandelte er sich in einen wütenden Stier.

Unsere Familie, das heißt. meine Eltern, Oma Lisa, meine drei jüngeren Schwestern, Marie, Sophie, Toinette und ich, der Älteste, hatten eine Metzgerei auf dem Platz eines kleinen Städtchens namens Poitiers in den Limouren.

Während unser Vater im Laden stand, unsere Mutter im Wohnzimmer am Klavier Sonaten klimperte und Oma Lisa in der Küche hantierte, lungerten wir Kinder auf der Strasse oder im Hof herum. Nachdem wir uns lange genug gelangweilt hatten, erfanden wir dann die mannigfaltigsten Spiele. Wir besaßen wenige Spielsachen. So mussten wir uns mit Steinen, Eimern, Erde, Stühlen oder Flaschen, also allem, was herumstand, begnügen. Jeden Tag erfanden wir neuere und bessere Spiele.

Ein Spiel aber war das beliebteste Spiel von allen. Es hieß „Fang die Sau“.

Sobald wir sicher waren, dass die Erwachsenen im Laden oder im Haus beschäftigt waren, rannten wir los, öffneten das große Tor zum Kühlraum der Metzgerei, sprangen auf die an beweglichen Haken hängenden Schweinehälften, die sich sofort in Bewegung setzten, denn die Haken waren in langen an der Decke befestigten Schienen verankert, und düsten in einem Affentempo von der einen Seite des Kühlraumes zur anderen. Das war aber noch nicht alles. Während des Gleitens musste man die Schuhsolen in einen der Eimer eintauchen, in denen sich blutige Innereien befanden, dann die Beine strecken und an der weißgekachelten Zielwand einen blutigen Fußabdruck hinterlassen. Danach kam es zur Siegerehrung. Derjenige, dessen Schuhabdruck am höchsten war, war der Sieger und hatte somit beim Abendessen die Wahl, von einem der anderen den Nachtisch einzufordern, oder zu bestimmen, wer seine gehasste Spinatportion aufessen muss.

Die Eltern durften auf keinen Fall von unserem Lieblingsspiel erfahren. Soweit reichte ihre Liebe nicht. So wuschen wir jedes Mal die Sohlen und die gekachelte Wand wieder blitzblank.

Eines schicksalhaften Tages aber hörten wir von oben aus der Wohnung ein lautes Jammern und Wimmern.

„Wir bekommen ein Kätzchen“, freute sich Toinette.
„Oder ein kleines Schweinchen!“, rief voll Begeisterung Sophie.

Und so rannten wir hoch zu unseren Eltern, um das Geschenk entgegen zu nehmen und vergaßen, die Spuren unseres Spiels zu beseitigen.

Oben im Schlafzimmer lag unsere Mutter im Bett und hielt ein rosiges, pausbackiges Schweinchen im Arm. Das Schweinchen spuckte, quiekte und schrie so laut, dass die rosige Haut purpurrot wurde.

Zu unserem Erstaunen erfuhren wir, dass dies nicht das von uns heiß ersehnte Haustier war, sondern unsere kleine Schwester, die zur allgemeinen Belustigung den Namen Cochonette (Schweinchen) erhielt.

Während sich aber die ganze Familie um das Baby versammelte, spielte sich unten im Kühlraum eine dramatische Szene ab. Im offenen Tor des Kühlraumes erschien ein Mann im dunklen Anzug und Hut mit einem dicken Heft unter dem Arm. Dieser schwarze Herr war vom hiesigen Ordnungsamt.

Die weiteren Gegebenheiten kann ich nicht chronologisch wiedergeben, denn mein Unterbewusstsein hat sie als besonders schmerzhaft im hintersten Winkel meiner Seele vergraben.

Lebhaft erinnern kann ich mich aber an Vaters schwarzen Regenschirm, der direkt nachdem der Ordnungsbeamte gegangen war, auf meinem Rücken herumtanzte. Schlimmer noch, am Abend, als meine Schwestern schon schliefen, bekam ich vom Vater eine Predigt, dass ich als Ältester völlig versagt hätte.

Bis in die tiefe Nacht stritten sich meine Eltern im Schlafzimmer. Meine Mutter schrie meinen Vater an, er solle mit der Kinderfabrikation endlich aufhören, dann hätte sie mehr Zeit für jeden Einzelnen von uns. Mein Vater warf ihr das ewige Klaviergeklimpere vor, das zu nichts nütze und nur ihre wertvolle Zeit koste. Ich lag lange wach im Bett und fühlte mich verantwortlich.

Alles das hätte ich noch wegstecken können. Als ich aber im Flur des Gerichtsgebäudes am Tag der Verhandlung Tränen in den Augen meines Vaters sah, wünschte ich mir, ich wäre tot. Die Verhandlung war schnell vorbei. Mein Vater musste eine satte Strafe bezahlen und monatliche Kontrollen des Ordnungsamtes über sich ergehen lassen.

Wäre Cochonette nicht gewesen, die auf dem Rückweg im Auto im Arm meiner Mutter lag und vergnügt grunzte und schmatzte und ihre Händchen um unsere Finger schloss, wäre unsere Familie nie wieder glücklich geworden.

Als wir nach Hause zurückkehrten, kam uns Oma Lisa mit geröteten Wangen entgegen und berichtete aufgeregt, dass sie heute einen enormen Umsatz erzielt hätte. Alle kamen in den Laden, denn sie waren neugierig, was bei der Verhandlung herausgekommen war und kauften ordentlich ein. Das stimmte meinen Vater wieder milder. Beim Abendessen legte er mir den Arm um die Schultern und zwinkerte mir verschmitzt zu.

© Karla J. Butterfield

 

Monatsgeschichte für den Monat Juni 2018

Auch so ein Stalking

Sie lief ihm nach. Das war nicht zu übersehen. Ich beobachtete beide, wie sie auf dem Bürgersteig – eine junge, etwa zwanzigjährige Frau hinter einem eher Fünfzigjährigen – unterwegs waren. Die im Ort als „Büchertante“ verschriene Frau, die sich vorgenommen hatte, diesen Menschen für sich selbst zu vereinnahmen, ließ seit Tagen nicht locker. Sie hatte es ja überall verkündet. Und er konnte das, was sie tat, so nahm ich in diesen Augenblicken als Beobachter an, nur als Stalking wahrnehmen. Ich beobachtete ganz genau: Sie war jetzt nur ein paar Meter hinter ihm. Ihr gelber Jeansrucksack, in dem sie irgendetwas Schweres transportierte, war an der Seite schon leicht eingerissen. Schaute ein Buch heraus? In ihrem verzerrten Gesicht las ich die blanke Wut. Ich dachte aber nicht, dass sie Böses beabsichtigte, denn sonst hätte ich eingreifen müssen.

Der verfolgte Hans blickte sich nervös um, wenn nicht sogar etwas ängstlich. Was er wohl dachte? Sie stieß dann einen Fluch aus, woraufhin er weiterstrebte. Offensichtlich stark verunsichert. Dann geschah es: Sie nahm den Rucksack herunter, um ihn dem Mann in den Rücken zu werfen, so dass er vornüber auf den Bürgersteig stürzte. Ein lauter Aufschrei! Alsdann fiel sie über ihn her. Die sportliche junge Frau setzte ihm ordentlich zu. Er wehrte sich kaum dagegen.

Die Hilfeschreie hörte keiner, nicht einmal ich. Jedenfalls wollte ich ihm nicht helfen. Und so machte sich bei mir das schlechte Gewissen bemerkbar. Ich lief zu beiden hin, und dann riss ich den gelben Rucksack von beiden weg. Ich öffnete ihn in einem nahen Hauseingang. Was ich an Sachen erblickte, erstaunte mich durchaus: Einige Bücher. Durfte mich das denn erstaunen – ? Sie war doch die „Büchertante“. Der Kampf der beiden ging ohne mein Eingreifen weiter, noch lauter gar.

Und ich setzte mich mit einem der Bücher in Händen auf die Treppe des Hauseingangs, wo ich mich in die schön gedrechselten Sätze dieses Goethe vertiefen konnte …

© Kay Ganahl, 2016.

„Literatur an der Grenze“ – 4. Literarischer Wandertag

Read More

Die Mitglieder der Solinger Autorenrunde werden auch in diesem Jahr wieder einen Literarischen Wandertag veranstalten. Er führt uns führt uns durch die weitläufige Freizeitanlage Bärenloch in Solingen.

An speziell ausgesuchten Leseplätzen werden wir eine kleine Auswahl unserer eigenen Texte zum Besten geben. Teneja wird uns mit ihrer Musik begleiten. Mehrere Mitglieder des FDA sind zu unserer großen Freude auch wieder mit dabei. Natürlich sind wir bestrebt, möglichst viele Gäste zu begrüßen. Jeder Literaturinteressierte ist willkommen! Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Bis jetzt wirken mit:

Manfred Luckas  (Landesvors. FDA-NRW, Köln)
Marlies Strübbe-Tewes (2. Landesvors. FDA-NRW, Unna) – Mitwirkende oder Gast
Kay Ganahl (FDA-NRW und Solinger Autorenrunde)
Beate Kunisch
Martina Hörle
Andreas Erdmann
Christiane Trunk
Annette Oppenlander (alle Solinger Autorenrunde)

Und als Gäste sind mit von der Partie: Martina Sprenger (Wuppertal) und Christiane Rühmann (Mülheim/R.)

Veranstaltung: 8. Juli 2018
Treffpunkt:
 Freizeitanlage Bärenloch
Uhrzeit: 15 Uhr
Dauer: Ca. 2,5 Stunden

Die Solinger Autorenrunde in Langenfeld.

Am 26. Mai 2018 lasen die beiden Autoren Kay Ganahl und Saga Grünwald im Rahmen einer Vernissage der Künstlergruppe „Die Falter“.

Die Ausstellung im Showroom des Langenfelder Marktkarrees drehte sich um „Fake News“. Die Künstler hatten sich intensiv mit diesem Thema befasst und Nachdenkliches wie Kurioses in Bildern, Fotografien und Skulpturen ausgewählt. Auch die Autoren lehnten sich mit ihren Texten an dieses Thema an.

So verbanden sich Malerei und Literatur zu einer wunderbaren Symbiose.

(Foto: © Saga Grünwald)

Monatsgeschichte für den Monat Mai 2018

Die Sprache der Steine

Jenseits der Worte sprechen die Steine.

Und haben die Worte, Worte um Worte,
dich an den Rand deiner Sprache getrieben,
stehe nicht stumm am Ende der Welt,
stehe nicht – gehe! Geh zu den Steinen,
besprich dich mit ihnen.

Und sprechen die Steine
und worten sich dir, worten sich
und ihre sagenhafte Geschichte,
werden sie aus dem Gewand ihres Namens schlüpfen
wie schillernde Falter aus dem Kokon.
Auch dein Name wird fallen, – er fällt,
fällt von dir ab wie ein lumpiger Fetzen.
Dann bist du licht, bist gelichtet,
und dein Aug ist nicht länger verschleiert.
Denn die Sprache der Steine enthüllt.

Und wenn auf Erden die Steine regieren,
währt ihre Sprache für ewig.
Dann weht das Wort, das furchtbare Wort,
nicht mehr als Trauerflor über dem Land –
und weht kein Schleier mehr über der Wüste –
und ist der Himmel über den Gräbern
nicht mehr verschlossen
sondern steht offen, weit offen
für alle.

© Andreas Erdmann

Schreibwerkstatt mit Annette Oppenlander

Wie man einen eindrucksvollen Roman oder eine spannende Kurzgeschichte schreibt
Verbessern Sie Ihr Manuskript durch bewährte Techniken

Ob Sie einen ersten Roman beginnen oder bereits mehrere Manuskripte vervollständigt haben, verbessern Sie Ihr Schreiben mit einer ausführlichen Diskussion über das Entwerfen einer ansprechenden Geschichte. Im Workshop lernen Sie, einen schlagfertigen Dialog, realistische und interessante Protagonisten, solide Plots und Subplots, emotionale Tiefe, Strukturen und Archen, eine einzigartige „Stimme“ und einen glaubwürdigen Handlungsort zu entwickeln. Der Workshop bietet immer wieder Gelegenheit zu praktischen Übungen und zur Besprechung von Manuskriptauszügen. Die Teilnehmenden werden zudem gebeten, ein oder zwei Dialogbeispiele aus einem beliebigen Roman mitzubringen.

Wann: 8. Juni 16 – 19 Uhr, 9. Juni 10 – 16 Uhr
Wo: VHS Mummstr. 10

Geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene

Monatsgeschichte für den Monat April 2018

Berge haben Charakter

Seit Anbeginn aller Zeit gibt es Berge, steinerne Zeugen von Vergangenheit und Gegenwart. Unbeirrt stehen sie da, reglos und schweigsam. Doch sind sie nicht tot, wie man meinen möchte. Oft machen sie durch spektakuläre Aktionen von sich reden, manche mehr, andere weniger.

Hier zeigt sich die Unterschiedlichkeit der Charaktere. Allen voran das Matterhorn. Eigensinnig und dickköpfig will es verhindern, dass Menschen auf ihm herumklettern. Nicht umsonst trägt es den Beinamen „König und Killer der Alpen“. Kein anderer Berg hat bislang so viele Opfer gefordert.

Die Annapurna steht ihm in nichts nach. Der weibliche Todesberg aus dem Himalaya hat einen extrem lawinenreichen Lebenslauf. Das „Dach der Welt“, der Mount Everest, will partout vermeiden, dass ihm die Menschen aufs Dach steigen. Er ist ein außerordentlich intoleranter Achttausender. Trotzdem hat er sich gegen viele Menschen nicht durchsetzen können. Schließlich muss auch die Eiger „Mordwand“ mit ihren Launen Beachtung finden.

Doch sollte man nicht davon ausgehen, dass alle Berge bösartig sind und den Menschen schaden möchten. Manchmal wehren sie sich nur mit den ihnen gegebenen Möglichkeiten. So auch der Mount McKinley in Alaska. Er lässt die Bergsteiger nicht abstürzen und setzt keine Lawinen ein. Er nutzt seine klimatischen Möglichkeiten, wie Kälte und orkanartige Stürme. Passiver Widerstand führt auch zum Ziel.

Andere Berge dagegen heißen Menschen willkommen. Die Lachenspitze ist ein wahrer Bilderbuchberg, der dem Bergsteiger keine Probleme macht und ihn auch noch mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Ebenso gastfreundlich ist der Kärntener Dobratsch, der den Bewohnern der Gegend als Hausberg sehr ans Herz gewachsen ist. Er macht es den Wanderern leicht, seinen Gipfel zu erreichen. Und dann schenkt er ihnen einen Blick, der jede Anstrengung wert ist.

Wieder andere wollen den Menschen helfen, soweit es ihnen möglich ist. Seit hunderten von Jahren geben sie her, was in ihnen steckt, und legen ihre Zugänge zu Schätzen wie Silber oder Kupfer offen. Diese Geschenke sind von großer Bedeutung für die Menschen. Tatsächlich konnte durch Zinn, Blei und Antimon eine ölhaltige Tinte hergestellt werden, die dann von einem Gutenberg genutzt werden konnte.

(© Martina Hörle: Aus der Anthologie „Der Berg bewegt sich“.)

„Surviving the Fatherland“ – Kombinierte Präsentation und Lesung

Annette Oppenlander lädt zu ihrer ersten Lesung in Solingen ein!

Oppenlander verbrachte die erste Hälfte ihres Lebens in Solingen. Nach 30 Jahren in den USA lebt sie seit September 2017 wieder in ihrer Heimatstadt.

Am Donnerstag, 19. April 2018, um 19 Uhr gibt es im Forum der VHS, Mummstraße 10, eine kombinierte Lesung mit Präsentation aus dem mehrfach ausgezeichneten Roman „Surviving the Fatherland“.
Die Autorin erzählt darin die wahre Geschichte ihrer Eltern, die als Kriegskinder in Solingen aufwuchsen.

Zurzeit arbeitet Oppenlander an der deutschen Übersetzung ihres Werks.